Hechtangeln am See 🌅 Warum gibt es nicht in allen großen Gewässern viele Hechte? 🤔

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Nicht in allen größeren, stehenden Gewässern gibt es auch gleichzeitig einen größeren Hechtbestand. Oft erscheint ein See – oder eine Bucht an einem solchen – wie der perfekte Hotspot. Doch nach vielmaligem erfolglosen Auswerfen der Angelrute bezweifelt man dann eher, dass sich an dieser Stelle ein Hecht fangen lässt. Dieser Artikel beleuchtet einen Grund, der dieses Phänomen erklären kann.

Mittlere (40 – 100 ha) und große Gewässer (über 100 ha) scheinen bestens geeignet zu sein, um viele Hechte zu beherbergen. Doch wie so oft „Kommt es darauf an“, denn große Gewässer können einer guten Hechtpopulation auch große Hürden in den Weg legen.

Um einschätzen zu können, ob ein bestimmter See wirklich ein Hotspot darstellt, muss man sich zuerst mit den, in diesem vorhandenen, Strukturen, auseinandersetzen.

Für eine optimale Entwicklung benötigen Hechte in jedem Lebensalter bestimmte Voraussetzungen – Zwingend! Hechte im ersten Lebensjahr sind an ein flaches stark bewachsenes Ufer gebunden.

Die ersten Wochen nach dem Schlüpfen, findet man sie deshalb in der Regel in einer Wassertiefe bis zu einem Meter. Je dichter der Pflanzenbewuchs ist, desto geschützter sind sie vor Angriffen ihrer Artgenossen oder anderer Räuber.

Die Hechte, die den ersten Sommer überlebt haben, müssen ihre Reviere verlegen bzw. erweitern, da die Vegetation im unmittelbaren Uferbereich oft zu dicht für eine optimale Jagd ist. Diese Vergrößerung bzw. Verlegung ist allerdings mit einem (nicht unerheblichen) Risiko verbunden.

Wenn Hechte bestimmte Standorte nicht erreichen oder verlassen  können

Für junge Hechte können aufgrund der Größe mancher Seen und einem unüberwindbaren Freiwasser, Standorte mit besseren Lebensbedingungen oftmals nicht erreichbar sein. Ist die Freiwasserzone tief und ohne Pflanzenbewuchs, findet man Hechte nur sehr selten weiter als 300 – 400 m von der Uferzone entfernt. Egal welche Größe sie haben!

Wenn wir uns also zum Schleppen auf den Weg machen, sollten wir einen sehr guten Eindruck von der Tiefenstruktur des jeweiligen Sees haben. Das Boot sollten wir eher dichter an den Kanten der Uferzonen vorbeiführen als zu weit entfernt.

Eine unüberwindbare Freiwasserzone wird häufig durch tief abfallende Uferkanten markiert. Wenn das nächste Ufer dann auch noch hunderte Meter entfernt ist, reduziert das die Wahrscheinlichkeit, dass mittlere Hechte des einen Ufers das andere aufsuchen.

Sie sind dann quasi an ihr Ufer gebunden, bis sie eine Größe erreicht haben, welche die Gefahr selbst gejagt zu werden reduziert. Es kann sogar vorkommen, dass es in einigen Bereichen eines Sees nur einen sehr geringen und in anderen einen sehr guten Hechtbestand gibt – und das, obwohl es sich um dasselbe Gewässer handelt.

Ein Haupteinflussfaktor für einen guten oder schlechten Hechtbestand in einem Gebiet ist der sinkende Wasserspiegel zum Hochsommer hin. Dieser kann in mittleren Breitengraden gut und gerne mal um bis zu 1 m sinken. Geht es Richtung Süden, wo die Sommer noch heißer werden, gilt dieser Umstand umso mehr.

Während flache Uferbereiche (0,5 – 2 m) im Frühjahr noch genügend jungen Hechten Platz bieten können, müssen diese im Sommer zwangsläufig ausweichen, wenn sie denn können und der Weg nicht durch das unüberwindbare Freiwasser blockiert ist.

Bleibt der Wasserstand beispielsweise durch Regulierungen der Zuflüsse konstant niedrig, fallen die guten Laichgründe weg und der Hechtbestand wird in kürzester Zeit stark abnehmen.

Hier habt ihr nun die ultimative Entschuldigung für alle leeren Kescher!!! Denn wer kommt schon gerne ohne Fisch auch Hause? Niemand möchte andauernd von seinem Partner oder den Kindern getröstet werden, wenn der Kescher nach einem langen Tag am Wasser wieder leer geblieben ist.

Auch wird’s ja nicht immer nur Trost, sondern manchmal sogar ein bisschen Spot geben, oder? Einen Angelbuddy mit witzigen Sprüchen über den trockenen Fischeimer kennt doch jeder.

Wer nicht so viele Hechte angelt, wie er gerne würde, macht sich so seine Gedanken:

  1. Was mache ich falsch?
  2. Liegt es an der Angeltechnik?
  3. Angle ich an der falschen Stelle?
  4. Oder ist es gar der Köder?

Spätestens, wenn man den fünften Hechtköder dran hat, und immer noch nichts fängt, zweifelt man auch diesen an. Irgendwann ist man sich sicher, dass man selbst verflucht ist.

Egal, was man probiert – nichts bringt den Hecht an den Haken. Was heißt das nun? Ist man selbst Schuld an der Misere? Kann man es ändern?

Die Frage, wie viele Hechte andere Angler so angeln, sollte eine Antwort auf diese Frage geben.

Um leere Kescher beim Hechtangeln sollten wir uns weniger Sorgen machen, als es notwendig scheint. Es gibt diverse Aufzeichnungen, wie viele Hechte ein Angler so fängt. Und egal welcher Kontinent, egal welche Studie, die Fänge liegen immer zwischen 1 bis 4 Hechten pro 100 Angelstunden.

  • Wenn die Hechtfänge einer Studie in einem Stausee in Wisconsin (USA) bei geangelten Hechten noch bei 3,8 Fängen je 100 Angelstunden lagen,
  • waren sie im Beamer See (Kanada) mit 2,9 Hechten schon geringer.
  • Und Angler im Ecanaba See (USA) haben es echt nicht leicht. Sie mussten sich mit 0,4 Hechten je 100 Angelstunden begnügen. Erst die Einführung einer Mindestfanggröße von 56 cm, verdoppelte den Angelerfolg vor Ort auf 0,8 Hechte / 100 h.

Ja, und jetzt haben wir den ultimativen Beweis, warum es so viele Schneidertage gibt und warum wir eigentlich gar nicht schuld für leere Kescher sind. Die Schlussfolgerung für uns könnte ja lauten: 

Wer nach 98 Stunden erfolglosen Angelns aufgibt, ist selber Schuld.

Nun können wir auch erahnen, warum es den Profis so leicht fällt die vielen Fotos mit tollen Hechten zu machen. Sie kennen nicht nur ihr Gewässer wie ihre Westentasche. Sie kennen außerdem ihr Gerät und wissen intuitiv, was zu tun ist. Und sie schaffen in einer Woche das an Stunden zu angeln, wofür der eine oder andere Freizeitangler die gesamte Saison braucht. 

Wir sehen, dass es gar nicht so einfach ist, in jedem Gewässer einen Hecht zu finden und ihn dann auch noch zu fangen. Umso mehr muss unser Verständnis darauf geschult sein, welches Gewässer wohl ein gutes Hechtgewässer ist und wo sich die besten Hotspots befinden könnten.

Zusätzlich sind Fangbeschränkungen wichtig, auch wenn sie dem einen oder anderen von uns nicht passen sollten. Und Fänge oftmals nicht länger sondern kürzer gemacht werden, als sie waren. 

Es heißt das Mindestmaße elementar für einen guten Hechtbestand sind. Sie ermöglichen es, das mehr Weibchen größer werden und somit auch mehr Eier ablegen können.

Doch das Mindestmaß hat auch eine Kehrseite. Die Einführung von Mindestmaßen sorgt manchmal für mehr Druck auf alle Hechte über diesem. So wurde für den St. Lawrence River nachgewiesen, dass ein Mindestmaß von 66 cm für eine Reduzierung des Hechtbestandes sorgte. Mindestmaße im 50-cm-Bereichen hatten in verschiedenen Seen jedoch sehr positive Auswirkungen.

Eine gute und aktuell langsam aufkommende Lösung sind Entnahmefenster. Hier können Hechte z.B. von 60 bis 90 cm entnommen werden. Das hat eine sehr positive Auswirkung auf verfügbare große Hechtmamas, die grundlegend für einen reichhaltigen Hechtbestand sind.

Wissenschaftlich vermutet wird z.B. von Arlinhaus, dass diese Entnahmefenster dafür sorgen können, dass das erfolgreiche Angelerlebnis auf Hechte nachhaltig auf einem guten Niveau bleibt. Werden die großen gefräßigeren aktiven Räuber wieder ausgesetzt, können sie ihr Genmaterial verbreiten. So verhindert man, dass sich ein großer, schwer bis gar nicht angelbarer Lauerhechtbestand entwickelt.

Als Angler sollten wir wissen, wie wichtig die Arbeit der Vereine und Fischereibetriebe ist. Sie müssen für einen guten Fischbestand sorgen. Denn der Verkauf der Angelkarten und das Buchen der Häuser rund um die Seen sind wichtige Einnahmequellen. Und ohne erfolgreiche Angeltage wird man zwangsläufig das Gewässer wechseln und Angelkarten woanders kaufen.

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