Die Hersteller versprechen uns manchmal das Blaue vom Himmel, was die Köderwahl beim Zanderangeln angeht. Wir hauen uns die Köderboxen voll ohne Ende und hoffen auf die dicken Zanderfänge. Doch wie wäre es, wenn wir Laien wissen würden, wann der Zander welche Beutefische und damit Köder bevorzugt? Zumindest wenn wir eine Richtung hätten, in die wir denken müssen? Wir könnten Unmengen an Geld sparen und zudem noch unsere Zanderfänge steigern. Wäre das nicht ein Traum? So geht’s.
Nun gleich vorweg. Eine 100 prozentige Aussage wird niemand treffen können, welcher Köder wann läuft. Zander sind alle Individuen aber wie wir Menschen gibt es Verhaltensmuster, die auf sehr viele Zander anzuwenden sind. Zum Vergleich – auch wir sind alle Individuen, aber wehe wir stehen in einer Schlange an und jemand drängelt vor. Die meisten werden wohl mindestens innerlich fuchsteufelswild, oder? So gibt es bei jeder Spezies gemeinsame Verhaltensmuster. Einige wissenschaftliche Ergebnisse können unser Wissen zum Thema “Der passende Köder zum Zander angeln” in die richtige Richtung bringen. Der folgende Artikel ist ein Auszug aus dem Kapitel 3.4 Die Flucht der Beute (Modernes Fische finden – Der Zander).
Ziele
Am Ende des Artikels sollten wir bei unserer nächsten Köderwahl besser entscheiden können, wann wir ein Barschmuster oder ein Rotaugenköder verwenden sollten.
Die Verteidigung der Beute des Zanders
Bei der richtigen Köderauswahl für das Zander Angeln schauen wir uns zuerst die Verteidigungsstrategie zweier Beutefische anschauen. Fische reagieren auf eine mögliche Gefahr unterschiedlich, so dass diese verschiedenen Verhaltensweisen auch Auswirkungen auf das Verhalten des Räubers haben.
Wir wissen, dass der Zander sich an seine Beute heranschleicht, wartet und beobachtet, bevor er angreift – wenn er die Zeit dazu hat. Diese Verhaltensweise haben wir ausführlich im Artikel “In 8 Minuten zum Zander” beschrieben. Das kann er in trübem Wasser viel besser als im klaren Wasser. Der Zander wählt seine Beute unter anderem nach der Wahrscheinlichkeit des Jagderfolges aus. Um möglichst leicht Beute zu machen, hat er über Jahrtausende ein ganz spezifisches Jagdverhalten entwickelt. Seine Jagdstrategie verspricht ihm bei möglichst geringem Energieverbrauch, die meiste Beute.
Der Zander hat bei jedem 4. bis 6. Angriff Erfolg, was durchaus einen guten Wert unter Räubern darstellt. Die Beute hat als Verteidigung Tarnung oder Fluchtfähigkeiten entwickelt. Beutefische müssen sich dem Angriff des Zanders entziehen, um nicht gefressen zu werden. Dabei ist die Jagd eines Beutefisches eine Kombination aus Begegnung, Reaktion, Angriff und schließlich Flucht oder Erbeutung.
Einfluss auf die Beuteauswahl des Zanders hat die Reaktionsentfernung des Beutefisches, das heißt:
“Mit welchem Abstand erkennt welcher Beutefisch den Zander und kann fliehen?“
Der Zander kennt die Verhaltensweise seiner Beutefische genau und weiß, welche Fische wie auf seine Anwesenheit reagieren. Durch diese Instinkte kann er in den meisten Situationen gut einschätzen, ob sich ein Angriff lohnt oder er eher keine Energie verschwenden soll. Dieses Wissen ist auch für uns wichtig, um dem Zander immer eine möglichst leichte Beute mit unserem Köder vorzuspielen!!! Nochmal unsere Köderführung ist extrem wichtig, damit der Zander sich entscheidet unseren Köder anzugreifen. Lass das mal einen Moment sacken.
Dieses Verhalten von Zander und Beute beeinflusst sollte unsere Köderwahl stark beeinflussen, denn wenn wir die falsche Beute bzw. Köder anbieten oder den Köder falsch führen, wird der Zander misstrauisch und wird den Köder ignorieren. Das Ergebnis wird sein, dass wir Schneider bleiben.
Barsch und Plötz (Rotauge)
Knöpfen wir uns mal die beiden Beutefische Barsch und Rotauge vor. Wir wissen, dass beide Fischarten für den Zander eine grundlegende Beute darstellen. Viele Köder für das Zander angeln imitieren genau diese beiden Beutefische.
“Wann entscheidet sich der Zander sich für den Barsch und wann für das Rotauge?“
Zuallererst müssen beide Fischarten reichlich vorkommen. Dann spielt der Trübegrad des Wassers eine wichtige Rolle. Trübes Wasser sollte den Rotaugen und Barschen auf der einen Seite Schutz bieten, da sie viel später von optisch orientierten Räubern gesehen werden. Die Fische werden quasi eins mit dem Hintergrund des Wassers, da der Kontrast abnimmt. Beim Barsch funktioniert diese Tarnung besser als beim Rotauge. Andererseits können in einem trüben Gewässer beide Beutefische den Zander erst sehr spät erkennen. Für eine Flucht kann es dann oft zu spät sein. Das trübe Wasser passt also perfekt zur Angriffsstrategie des Zanders, der aktiv nach der Beute sucht und sich dann an sie heranschleicht. Bei klarem Wasser ist der Zander im Nachteil, aber auch das kommt wieder auf die Beute an. Die Beutefische sehen den Räuber im klaren Wasser womöglich wesentlich früher und können fliehen.
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Die Forschung und das Zander angeln
Forscher haben die Jagd des Zanders bei unterschiedlich trübem Wasser beobachtet und erstaunliche Ergebnisse produziert. Die Jagd des Zanders wurde jeweils tagsüber und nachts mit verschiedenen Sichtweiten von 0,25 m, 0,5 m und 2 m beobachtet.
Ein klarer See mit eine Sichtweite tagsüber von 2 m
Tagsüber wurden die Rotaugen oder Plötze vom Zander meistens links liegen gelassen. Angriffsversuche wurden kaum gestartet. Barsche waren die favorisierte Beute.
Nachts jagte der Zander Barsche und Rotaugen in einem gleichem Verhältnis.
Ein trüber See mit einer Sichtweite tagsüber von unter 25 cm
Tagsüber konzentrierten sich die Zander fast aussschließlich auf die Rotaugen als Beute.
Nachts wurden Barsche und leicht mehr Rotaugen gejagt.
Die große Frage: Warum hatte der Trübungsgrad einen solchen Einfluss auf die Beutewahl?
Um die Frage zu beantworten erinnern wir uns kurz an die Angriffsstrategie des Zanders (Kapitel 3.1.1. “Modernes Fische finden – Der Zander”):
- Interesse an der Beute und verfolgen
- Beute angreifen
- Beute erlegen.
Bei einer Sichtweite von 2 m unter Wasser (tagsüber) wurden Rotaugen als Beute von den Zandern kaum wahrgenommen. Barsche wurden sporadisch gejagt. Bei einer geringen Sichtweite jagte der Zander generell 3-mal häufiger als bei einer Sichtweite von 2 Metern. Jetzt wissen wir zumindest, warum man meint, dass der Zander ein nächtlicher Räuber ist. Leider vergessen dann viele Autoren zu erwähnen, dass das meist nur bei klarem Wasser stimmt. Also als Zwischenergebnis ist festzuhalten, dass Zander den ganzen Tag über jagen, aber häufiger im trüben Wasser.
Der Jagderfolg des Zanders
Bei trübem Wasser war jeder 3. Angriff des Zanders auf den Barsch und bei den Rotaugen war jeder 5. Angriff erfolgreich. Das ist schon mal ganz ordentlich. Bei klarem Wasser wird es spannend: Seine Angriffe bei einer Sichtweite von 2 m waren bei Barschen zu 100% erfolgreich und bei den Rotaugen waren alle Angriffe erfolglos. Wow, Wahnsinn, Gedankenpause … und sammeln … das waren gerade viele Infos …
“Warum jagen Zander Rotaugen nur bei trübem Wasser oder in der Nacht?“
Rotaugen verfügen über gute Augen und können in klarem Wasser den Zander sehr früh erkennen – dann machen sie sich früh genug aus dem Staub. Ihre Anti-Räuberstrategie wirkt! Die Entfernung, in der die Rotaugen den Zander sehen, ist länger als die Angriffsdistanz, die dieser bevorzugt. Der Zander kann sich bei guten Licht- und Sichtverhältnissen nicht so gut an die Rotaugen oder Plötze heranschleichen. Die Rotaugen sind Schwarmfische, fliehen und haben eine Fluchtdistanz von knapp 40 cm, das heißt, dass sie den Zander bis auf 40 cm an sich heranlassen, bevor sie fliehen. Das weiß der Zander und er weiß, dass der Angriff wahrscheinlich reine Energieverschwendung ist.
Die Entscheidung des Zanders bei klarem Wasser und guten Sichtverhältnissen lautet: Rotaugen werden nicht gejagt. Wir finden diese Fluchtdistanz von 40 cm schon recht kurz – aber unter Wasser herrscht an den Hotspots ein reges Gedrängel von vielen verschiedenen Fischen.
“Warum jagt der Zander tagsüber in klarem Wasser hauptsächlich Barsche?“
Jetzt noch einmal kurz zurück zur Studie. Bei Barschen hat der Zander 100%igen Jagderfolg in klarem Wasser. Ein respektabler Wert, oder? Das Verteidigungsverhalten des Barsches unterscheidet sich völlig von der der Rotaugen. Sobald der Barsch einen Zander sieht, verfällt er in eine Schockstarre und bleibt dort, wo er ist. Erst wenn der Zander sich auf 10 cm genähert hat, flieht er. Gedankenpause … echt? Der Barsch lässt den Zander so dicht an sich heran? Wieso wartet der Barsch, bis der Zander auf 10 cm an ihn herangekommen ist?
Das liegt an den unterschiedlichen Verteidigungsstrategien der beiden Fische. Barsche leben zwar auch in einem Schwarm aber agieren eher individuell. Barsche schützen sich, indem sie eine Tarnfarbe besitzen, Stacheln auf dem Rücken haben und sich elegant und gezielt bewegen können. Das ist ihre Verteidigung. Der Barsch hat den Zander also für mehrere Minuten an sich heranpirschen sehen, ohne dass es ihm in den Sinn kam, dass sein Leben gleich vorbei sein könnte, denn er hat sich auf die Tarnung verlassen. Für den Zander bedeutet eine Barschjagd wenig Energieaufwand und eine sehr hohe Erfolgsquote. Das aber nur bei klaren Sichtverhältnissen von mindestens 50 cm!!!
In klarem Wasser kann man am besten mit einem Barschköder auf Zander angeln. Der Köder sollte langsam geführt werden und auch gerne mal bewegungslos im Wasser verharren. Am besten sind “floating” Kunstköder geeignet, die man schnell, langsam oder gar nicht bewegen kann. Auch langsam sinkende oder aufsteigende Köder die Rotaugen ähneln, kann man in trüben Wasser tagsüber einsetzen. Da Rotaugen Fluchtfische sind, kann der Köder hier ruhig mal zackig geführt werden. Dem Zander wird diese Köderbewegung eher natürlich vorkommen.
Nachts und in trübem Wasser kann man zwischen einem Rotaugenmuster oder einem Barschköder wählen. Egal wie trüb oder klar das Wasser tagsüber ist, der Zander präferiert im Dunkeln beide Beutefische.
Petri heil!
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