Zander angeln in flachen Stauseen – Wo jagen sie wirklich?

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Zander fängt man eher im Dunkeln. Extreme Flachwasserpassagen meidet der Fisch und schnelle Beutefische stehen nicht auf seinem Speiseplan. Die meisten Zanderangler würden diese Aussagen unterschreiben. Dieser Artikel zeigt durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse, ob diese Aussagen wirklich stimmen.

Neue Erkenntnisse machen das Zanderangeln erfolgreicher

Eine interessante dänische Studie, die am Stausee Bygholm durchgeführt wurde, lädt geradezu zum Umdenken ein. Diese Studie wird im Zanderbuch (Modernes Fische Finden : Der Zander) im Abschnitt Talsperren ausführlich behandelt. Dieser Artikel möchte, das dort aufgeführte ein wenig erweitern und polarisieren, indem üblichen Verfahrensweisen beim Zanderangeln Ergebnisse aus dieser Studie gegenübergestellt werden.

Gehen Zander erst bei Dämmerung auf die Jagd?

Jeder Raubfischangler hat im Dunklen schon Zander gefangen. Im Hochsommer, bei hellem Sonnenschein, so die landläufige Meinung, wird er sich eher in tieferen Bereichen aufhalten und erst später in der Nacht die flachen Gewässerpassagen aufsuchen. Das mag an bestimmten Gewässern durchaus die Regel sein, eine allgemeingültige Gesetzmäßigkeit für alle Gewässertypen lässt sich daraus aber nicht ableiten. In der Bygholm Studie wurde nachgewiesen, dass die Fische in Stauseen tagsüber bei hellem Wetter durchgängig sehr aktiv und vor auch flach jagen.

Entscheidend für dieses Verhalten sind einmal mehr die Sichtverhältnisse in diesem Gewässer, das Nahrungsangebot und die hohe Jagderfolgsquote bei hoher Futterfischkonzentration an bestimmten Gewässerabschnitten (z.B. am Flusseinlauf im Frühjahr, s. Zanderbuch Kap. 8.10). Da darf man fragen, ob wir bisher bei ähnlichen Bedingungen häufig am Zander vorbei geangelt haben?

Je nach Gewässertyp jagt der Zander selbst bei hellem Wetter auch tagsüber.

Meiden Zander extrem flache Gewässerpassagen?

In der gleichen Studie haben die Forscher ihre mit Funksendern ausgestatteten Zander auch tagsüber bei hellem Wetter in extrem flachen Uferpassagen mit einer Wassertiefe von nur 50-90cm gefunden, wo sie einen ausgezeichneten Bestand an kleinen Weißfischen vorgefunden haben, an denen sie sich gütlich getan haben (s. Zanderbuch Kap. 8.10). Dass solche Flachwasserpassagen nicht gerade leicht zu beangeln sind, steht außer Frage. Gerade der Zander ist als  Zauderer bei der Köderaufnahme bekannt. Drum prüft er, bevor er sich bindet, in Fällen hohen Futteraufkommens sicher  überdurchschnittlich sorgfältig. Gerade solche Voraussetzungen sind für uns Angler aber eine lohnenswerte Herausforderung, die umso nachhaltiger wirkt, je öfter wir in solchen Situationen einen Fisch überlisten können.

Wenn das Futteraufkommen stimmt, jagt  der Zander auch in sehr flachen Gewässer-passagen selbst tagsüber.

Sind Forellen und Lachse als Beute für den Zander zu schnell?

Vom Zander wissen wir, dass nicht alle schnell jagende Räuber sind, wie der Hecht. Er sieht auch bei wenig Licht ausgezeichnet und kann sich meist unbemerkt an seine Beute heranpirschen. Fische mit kurzen Fluchtdistanzen wie der Barsch oder die Brasse sind seine bevorzugte Beute, schnelle Forellen und Lachse in der passenden Jungfischgröße (Smolt*1) erwischt er bei klaren Wasserverhältnissen weitaus seltener. So jedenfalls haben wir das bisher verinnerlicht. Leider stimmt das nur bedingt.

*1: Smolt:

Nach der Eiablage und Befruchtung entwickeln sich junge Lachse nach ca. 3 Monaten zur Fischbrut. Wenn der Dottersack aufgebraucht ist, ernährt sich der sogenannte „Brütling“ nun vorwiegend von Plankton . Ab einer Größe von  rund 4 cm nennt man den Jungfisch „PARR“. Er hat jetzt seine Ernährung auf Wasserinsekten umgestellt. Nach ca. 2 Jahren, die der Fisch in seinem erweiterten Geburtsgewässer verbringt, ist er rund 20 cm lang und wandert in die See (Ostsee, Atlantik) ab. In dieser Entwicklungsstufe nennt man den Jungfisch „SMOLT“. Forellen wandern als Smolt deutlich früher ab als Lachse und sind durchaus kleiner als die genannten 20cm.

Gewässer mit zugewanderten Beständen an Forellen- und Junglachsen erleben den Zander als ausgesprochenen Edelfischräuber. In eher geschlossenen Systemen, wie dem Bygholm Stausee konnten die Forscher feststellen, dass große Zander durchaus in der Lage waren, auch mengenmäßig, diese Fischarten sichtbar zu dezimieren. Seine Jagdtechnik hat er extra an diese Beute speziell, u.a. in seinem Wanderverhalten, angepasst. (s. Zanderbuch Kap. 8.10)

Zander können Jungfischbestände an zugewanderten Lachsen und Forellen (Smolt) kräftig dezimieren. Der Räuber passt seine Jagdtechniken speziell an diese Fischarten an und stellt sich sogar auf deren Wanderverhalten ein.

Sind Zander reviertreu?

Einige andere wissenschaftliche Studien konnten nachweisen, dass Zander, je nach Futteraufkommen in ihrem Jagdrevier, sehr standorttreu waren, wenn die Verhältnisse konstant blieben. In künstlich angelegten Gewässern wie Stauseen, mit hohem Aufkommen an lachsartigen Jungfischen, so die Bygholm Studie,  kann der Zander sein Jagdgebiet auf das komplette Gewässer erweitern und ist dort praktisch überall zu finden, wo es seine Beute hinzieht.

Unter solchen Voraussetzungen neigt der Zander nicht zur Gruppenbildung auf seinen Beutezügen, sondern ist als Einzelkämpfer unterwegs. Das trifft insbesondere auf die größeren Exemplare zu. Interessanterweise zeigt die Zanderkonzentration im Bygholm Stausee zu der Abwanderungszeit der Jungsalmoniden eine starke Konzentration der Räuber in Staumauernähe, wo die Smolts in den Fluss  geführt werden. Im Sommerverlauf verlagert sich das Ganze wegen der abnehmenden Sauerstoffsättigung bei hohen Temperaturen in den oberen Einlaufbereich des Flusses.

Zander können je nach Futterfischaufkommen reviertreu sein oder auch nicht. Ihr Verhalten ist abhängig von den Gewohnheiten seiner bevorzugten Beute.

Ist der Zander inmitten von Pflanzenbewuchs zu finden?

Ja, sagt die Studie zumindest für die markierten Zander im Bygholm Stausee. Im Untersuchungszeitraum konnte klar nachgewiesen werden, dass der Zander sich nur im Freiwasser aufhielt und die Bewuchs Zonen strikt gemieden hat. Was für den Hecht u.U. typisch ist, trifft auf den Zander nicht zwangsläufig zu. Wer in diesem Reservat also gerade in den bewachsenen Gebieten seinem Zielfisch nachstellt, wird wahrscheinlich leer ausgehen.


Merke

Erfolgreiche Zanderangler eignen sich als erstes  konkretes Wissen über das zu beangelnde  Gewässer an. Das ist notwendig, um den Zielfisch Zander auf die Spur zu kommen. Nur wer weiß, wo der Zander sich aufhält und welche Jagdtechniken er bevorzugt, wird ihn gezielt überlisten können.

Wir wissen mittlerweile durch Studienergebnisse, dass sich der Räuber den Bedingungen eines Gewässers und seines Fischbestandes sehr gut anpassen kann. Welchen Futterfisch bevorzugt er? Welche Rückschlüsse lassen sich daraus über sein Jagdverhalten, die Größe und Aufteilung seines Jagdrevieres und seine Standortgewohnheiten ziehen? Wo ist ein konstantes Futterfischaufkommen erkennbar?  Gibt es Flachwasserpassagen, die den Jagdverhalten des Zanders entgegenkommen? Lohnt sich hier auch tagsüber der Versuch auf Zander zu angeln? Welche Sichtverhältnisse sind unter Wasser zu erwarten?

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, sollte man sein Gewässer über die Jahreszeiten hinweg genau studieren und in einem Portfolio dokumentieren.

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